Der Einsatz zählt

Manchmal bin ich zu Faul Einsatz zu leisten. Da brauch nen Tritt in den Hintern. Das ist etwas unangenehm. So auch die Stelle, die das in der Bibel fordert: Lukas 19, 11-27. Das Gleichnis vom anvertrauten Geld.

Allein das Ende finde ich heftig. Der Diener der nichts gebracht hat, wird bestraft. Die Feinde werden ermordet. „Lieber barmherziger Jesus, ähhh, das war jetzt etwas heftig. Könnten wir bitte wieder ein schöneres, liebevolleres Gleichnis haben; verlorener Sohn und so?“, frag ich mich da. Und trotzdem steht es genau so da drin. Also, sollte ich mich damit wohl mal beschäftigen.

Um genau dieses Gleichnis, ging es kürzlich auf einer Schulung des Bund FeG und damals hat Marcus Felbrick schon einiges betrachtet, was ich hier aufnehme; aber auch mit einem anderen Fokus etwas mehr betrachten will.

Wie bei so vielen Gleichnissen, muss man zuerst mal versuchen zu verstehen, was gemeint ist. Ein Mann, der König werden soll und wieder kommen wird – das hört sich doch nach Jesus an; der zum Vater geht, um dort eingesetzt zu werden, und wieder auf die Erde kommt. Und das mit dem hassenden Volk, galt damals schon; und auch heute finden wir nicht wenig, die ihn nicht als Herrscher anerkennen. Okay, das wäre geklärt.

Und das Geld? In meiner Bibel steht, es handelt sich hier bei einem Pfund um 100 Denar, also hundert Tageslöhne. Rundet man etwas, sind das heute wohl so mindestens  20 000 €. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hab noch keine solche Überweisung auf meine Konto gefunden, auf der steht „Lieber Patrick, arbeite damit, bis ich wiederkomme! VG Jesus“. 😉 Also wird hier wohl auch etwas anderes gemeint sein.

Was hat uns Jesus hier gelassen? Den heiligen Geist; Gaben, Talente, Fähigkeiten, Verantwortung; mache verbinden mit dieser Bibelstelle auch das Evangelium. Also ganz tolle Sachen, die man nutzen kann. Aber jetzt mal ehrlich: Was machen wir damit?

Jesus ist nicht nur weg und wir warten mal bis er wieder kommt, sondern er hat uns einiges hier gelassen. Und damit sollen wir was anstellen! Auch wenn es manchmal schwierig ist; auch wenn andere nicht so begeistert von unserem Auftraggeber sind.

Wie viele Gründe finde ich, das was mir gegeben ist, nicht einzusetzen? Oder bin manchmal nur zu dumm dazu? Letztes Jahr kam mir erst in den Sinn, dass ich das Geld, dass ich zu viel habe, doch vielleicht bekommen habe, um es zu spenden. Das ist sogar sehr nah am Gleichnis und trotzdem hat es Monate gebraucht, das dann auch zu tun. Manchmal frag ich mich schon ob mein Gehirn manchmal mitdenkt…

Wieder zurück zu den Gaben: Wer nicht hat, dem wird auch genommen was er hat. Ja, wenn ich Gaben nicht einsetze, dann verliere ich sie wirklich oder die werden nutzlos. Durch voran schreitende Zeit oder weil man Dinge verlernt; bei Sprachen oder Mathematischem fällt mir das persönlich zum Beispiel am besten auf.

Also: Das was mir gegeben ist, muss ich entwickeln und wenn ich nichts einsetze, komme ich ins Verderben! Das ist es wohl.

So, hier könnte ich jetzt mit meiner Interpretation aufhören, aber ich denke, dann habe ich nicht alles betrachtet und würde Jesus sehr kapitalistisch darstellen, was nicht ganz meinem Gottesbild entspricht.

Ja, es ist ganz gut so etwas zu haben, v.a. in Situationen, wo ich einfach faul oder ängstlich bin; um mal nen Tritt in den Hintern zu bekommen. Aber ich bin auch jemand, der sich selbst bei zahlreichen Dingen viel zu kritisch sieht. Der sich Vorwürfe macht, wenn er etwas nicht perfekt erreicht. Der gerne zu sich selbst mal sagt, wie viel besser andere bestimmte Dinge machen. Das ist wohl nicht unbedingt des Ziel dieses Gleichnisses.

Also hab ich nochmal etwas genauer hin geschaut und da fällt mir so einiges noch auf:

Ich muss nichts tun, für das ich nicht gerüstet bin. Die Diener erhalten von Ihrem Herrn ein Startkapital. Ich erhalte Gaben, den heiligen Geist und so viel mehr von Gott. Was ich nicht habe, kann und muss ich gar nicht vermehren. Im Laufe der Zeit entwickelt sich vielleicht etwas; aber ich muss  z.B. nicht krampfhaft versuchen Gaben nachzugehen, die ich einfach nicht erhalten habe.

Außerdem: Ist euch aufgefallen, dass es keine Messung des Erfolgs gibt? Der Erste hat das Doppelte vom Zweiten erwirtschaftet, und beide haben alles richtig gemacht. Da wird nicht gesagt „Du hättest mehr verdienen können.“ Die anderen 7 Diener und deren Gewinn werden gar nicht erwähnt, das ist wohl auch nicht relevant. Es gibt keine Mindestgrenze. Und auch bei der Zuteilung der Städte sieht man, dass Gott jedem das gibt, zu dem er sich fähig erweist. Und das ist gut, und das reicht auch. Es geht nicht um Quantität. Oder nicht ganz so abstrakt: Wenn ich einem Menschen etwas gutes tue, ist das nicht schlechter, als wenn ich es schaffe eine ganze Nation zu befreien.

Etwas länger aufgehalten hat mich der Vorwurf, er hätte es doch wenigstens zur Bank bringen können. Das lässt mich vermuten, dass Gott uns auch nicht zwingt etwas zu tun, was man einfach nicht kann. Sondern manches auch gemeinsam zu erreichen. Es gibt Aufgaben, die sind einfach unmöglich allein zu lösen. Deswegen hat uns Gott für das Arbeiten in Gemeinschaft konzipiert. Ist etwas zu viel oder weiß ich nicht, was ich mit ner Gabe anfangen soll; warum frage ich dann nicht meine Gemeinde, meine Freunde oder Familie? Sind sie hier als Bank zu sehen? Das würde Sinn machen. Gemeinsam kann man hier Gaben reifen bis man sie dann vielleicht komplett selbst investieren kann.

Ein anderer Gedanke der mir noch kam, ist ob man beim Einsatz von dem, was uns Gott gibt, überhaupt Verlust machen kann? Klar, wenn ich etwas gar nicht einsetze, dann verliere oder verlerne ich es.  Aber wenn ich Gaben, Liebe etc. einsetze, was kann ich da verlieren? Mir ist kein Fall bekannt, wo jemand seine Fähigkeiten verschlechtert hat, indem er sie einsetzt, und auch niemand der z.B. durchs liebevoll sein danach weniger liebevoll war. Das was uns beim Handel mit Geld passieren kann, ist uns hier glaub ich gar nicht möglich. Diese Sorge können wir wohl über Board werden.

Da geht nichts verloren. Wir wachsen in unseren Aufgaben. So wie sich der Reichtum der Diener vermehrt; so wie sie ein ‚Upgrade‘ zum Stadtverwalter bekommen. Außerdem sind wir in Gottes Auftrag, mit seiner Kraft, unterwegs. Ehrlich, was kann uns da wirklich groß schaden? Allein dadurch bekommen Ängste eine ganz andere Bedeutung.

Vielleicht macht auch einfach die Verwendung des Gelds es uns so schwer, dieses Gleichnis zu verstehen. In unserer kapitalistischen Welt haben wir da vielleicht ganz andere Bilder. Aber hast du schon mal versucht, das Gleichnis zum Beispiel mit einer Gabe oder Frucht des heiligen Geistes zu erzählen? Nehmen wir mal die Liebe: Jesus, der König, gab all seinen Dienern/Nachfolgern seine Liebe ins Herz. Als sie ihn wieder sahen erzählten sie: „Ich habe Sie 100 Personen weitergeben“, „Ich 50 Personen“ usw. Da macht es doch irgendwie viel mehr Sinn und hört sich auch gar nicht mehr so geldgierig an. Da werden keine Goldtaler gezählt, sondern der Einsatz für Gott zählt. Wer da alles was er bekommt für sich behält, der hat den Auftrag falsch verstanden.

Ich denke eine Hauptbotschaft dieses Gleichnisses ist, dass unser Leben nicht sinnlos sein soll; wir nicht einfach nur auf bessere Zeiten warten sollen; sondern diese aktiv gestalten. Wenn auch nur im Kleinen, wenn auch kaum messbar. Eventuell mit Hilfe anderer. Manchmal ist es schwierig herauszufinden, was wir tun sollen oder mit einer Gabe anfangen sollen. Aber Gott möchte, dass wir das, was er uns gibt, einsetzen. Jesus wird nicht sagen, du hättest noch mehr tun können. Es geht um den Einsatz.

Wir sind gerüstet um Gottes heiliges Reich zu bauen. Und dabei ist es auch egal, was wir tun. Ob ich den Weltfrieden herbei führe, Jugendlichen Gott näher bringe, oder „nur“ einen dienenden Dienst ausübe und zum Beispiel mit Begeisterung das Klo der Gemeinde putze. Gott wird Freunde daran haben, wenn ich alles was er mir gibt, für ihn einsetze.

Es lohnt sich: Hier schon auf Erden, und dann im Himmelsreich. Vielleicht verändert meine Tat die Welt; vielleicht auch nur für eine Person. Vielleicht kommt diese dadurch auch ins Himmelsreich. Vielleicht ändert die Tat aber zuerst auch mal nur meine Welt. Egal: Packen wir es an!