Wie kam ich eigentlich zum Glauben?

Ich habe mich vor einiger Zeit mal gefragt, wann und wie ich eigentlich zum Glauben kam. Jetzt wurde mir diese Frage auch von einer Person auf ask.fm gestellt; und ich muss sagen, es ist gar nicht so einfach für mich sie zu beantworten. Ich denke, ich habe nicht diesen einen Schlüsselmoment; sondern das hat sich irgendwie entwickelt. Und diese Entwicklung war ein langer Weg. Vielleicht liest das hier ja einer, der auch seinen bestimmten Zeitpunkt sucht. Und dem möchte ich sagen: Ich hab festgestellt: Das ist eigentlich Nebensache, wichtig ist, dass du am Schluss Gott vertraust. Das ist wie bei einer Person, die man kennen und lieben lernt: Manchmal ist es spannend, manchmal einfach nur einfach. Vielleicht entwickelt sich dein Weg zum Glaube bei dir anders und es ist alles viel komplizierter oder aufregender. Oder es passiert auch hier einfach “irgendwie”, wie bei mir. Am Ende ist es egal, Hauptsache irgendwie. So, wie war es nun bei mir? (Achtung: Das wird jetzt lang.)

Ich hatte das Glück, schon als Kind Gott/Jesus kennenzulernen und im Glauben aufzuwachsen. Ich wurde als Baby in USA getauft, als 6-Jähriger nochmal in der katholischen Kirche in Deutschland. Als Kind hab ich dann die üblichen Stationen durchgemacht: Bibelwochen, Kommunionsunterricht etc. Ich hab viel über Gott gelernt, gebetet etc.; komplett verstanden habe ich es damals bestimmt noch nicht, aber eine Basis wurde aufgebaut.

Ich hatte das unheimliche Glück dann 2002 bis 2004 wohl eine der besten und engagiertesten Religionslehrerinnen zu haben; die es geschafft hat, die Bibel lebendig zu erzählen und jede Unterrichtsstunde zu einem Highlight zu machen; und mein Interesse weiter zu schüren. Es hat wirklich Spaß gemacht sich damit auseinander zu setzen.

Mitte 2004 hatte ich dann aber mal die Schnauze voll. Ich habe Gott die Freundschaft gekündigt. Er hatte sich einfach erlaubt, das wofür ich gebetet hatte, nicht zu erfüllen. Das klingt jetzt lächerlich (und das war es auch); aber mit dem Typen wollt ich dann zuerst mal nichts mehr zu tun haben. Soll er doch machen, was ihm gefällt! Und ich geh meinen Weg. Interessant war und bleibt weiterhin für mich, dass ich damals nie an seiner Existenz gezweifelt habe. Zwar hab ich mein Gottesbild hinterfragt und vielleicht auch etwas angepasst in der darauf folgenden Zeit, aber generell gab es ihn für mich.

Glücklicherweise kam nicht allzu viel später die Firmung (2005) und der damit verbundene vorausgehende Firmunterricht sowie Ausflüge, Film- und Aktionsabende etc. An die Gespräche mit der Unterrichtsleitenden (mir fällt grad der richtige Name dafür nicht ein), den anderen Firmlingen und dem wunderbaren Kaplan erinnere ich mich bis heute und sie waren wesentlich daran beteiligt, mich wieder zurück zu Gott zu bringen, ihn zu verstehen, mich mit ihm beschäftigen zu wollen etc. Ich war begeistert, mein Herz brannte nach mehr. Gott war mein Begleiter.

2006-2008 war dann aber nochmal eine interessante Phase. Das Kirchenpersonal hatte sich gewechselt, und ich verstand mich nicht gut mit ihr bzw. den Entscheidungen. So ging ich im Glauben doch irgendwie allein meinen Weg. Rückblickend kann ich sagen, dass mir dazu die Grundbasis gefehlt hat und das wohl nie auf lange Zeit gut geht: Zu viel Fragen waren noch offen, zu wenig Wegweisung hatte ich erhalten; keine Beständigkeit. Mit Freunden über Glauben reden, war nicht so mein Ding. Der Lehrplan für den Religionsunterricht in den Jahrgangsstufen waren ehre ethische Grundsatzdiskussionen, als Auseinandersetzungen mit der Bibel/Gott. Selbst Schulgottesdienste waren nicht mehr einladend, viel blieb also nicht mehr. Und das war wohl auch nicht das Beste für mich, ich hing zu sehr in der Luft. Ich hab angefangen mir etwas meine eigene Glaubenswelt zu schaffen. Ich hab an Gott geglaubt; aber hab ich ihm noch zugehört oder nur so wahrgenommen, wie ich es wollte? Hab ich mich wirklich mit ihm beschäftigt? Es lief; aber auch nur irgendwie.

Weihnachten 2008. Meine Mutter will, dass ich zum Weihnachtsgottesdienst komme – bei der ‘Freien evangelischen Gemeinde’ in Moosburg. Naja, es war ja Weihnachten, geht schon. Tja, irgendwie wurden es dann doch mehr Gottesdienste und eine Gruppe für ‘junge Erwachsene’ besuchte ich regelmäßig… Ich entdeckte Neues über Gott und in der Bibel; manches lernte ich erst jetzt zu verstehen. Und, was für ein Dummerchen war ich nur, die Gemeinschaft links liegen zu lassen. Die Gemeinschaft mit den anderen tat gut, und aus dieser Gemeinschaft sind über die Zeit gute Freundschaften entstanden. Auch heute dienen Sie mir immer wieder mal als Vorbild, in anderen als der Zuhörer, die Reflektion oder auch der Gegenwind, wenn ich es brauche. Inzwischen bin ich Mitglied in genau dieser Gemeinde.

Seit 2011 mach ich Jugendarbeit (mit einem vorigen Mini-Umweg über die Kinderarbeit). Und ich weiß noch, bevor es das erste Mal ernst wurde, hab ich mich nochmal selbst gefragt, ob ich denn wirklich das alles glaube. Vielleicht auch, weil es nicht diesen einen Schlüsselmoment im meinem Leben gab. Aber ich sagte ja; und das war vielleicht das erste Mal, wo ich es mir selbst so deutlich gemacht habe.

Trotzdem war ich noch grün hinter den Ohren: Glaube, Verhalten, Gottesbeziehung und viel mehr entwickeln sich bis heute noch. Vor allem auch durch die vielen Begleiter (insb. auch die hinterfragenden Jugendlichen), die mich immer wieder dazu anspornen, neu nachzudenken, das Wort Gottes neu zu verstehen und mich daran zu erinnern, dass ich Gott geliebtes Kind bin. Zahlreiche Gottesdienste, Lager, Veranstaltungen, Kongresse und Schulungen hab ich besucht und ich denke, es wird noch so viel geben, was ich erleben und lernen werde.

Doch eins hat sich auf diesen ganzen Weg irgendwie entwickelt: Das sichere Gewissen, Gott ist da und sorgt für mich; und ich freu mich, ihn jeden Tag noch besser kennenzulernen. Gott war von Anfang an bei mir, auch wenn ich ihm nicht so nah war, und ich bin gespannt, was ich noch mit ihm erleben werde.